Viele Menschen begehen seit Jahren viele Veranstaltungen, aber ihr Herz bleibt leer und Fragend. Das Lobpreisfest, die Gebetsversammlung, nichts was sie herausreißt aus ihrem Dilemma.Gebet eines Gottsuchenden
Predigtvon:Pfarrer Bodo Windolf
Thema:
Christus in Betlehem geboren ...
Predigttext
Wird Christus tausendmal zu Betlehem geboren, und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.“ (Angelus Silesius)
Es war der Tauftag des kleinen Klaus. Die ganze Familie, Verwandte und Freunde hatten sich in der Kirche eingefunden, um dabei zu sein, wenn Klaus durch das heilige Sakrament den Christennamen empfangen und in die Gemeinschaft der Christusgläubigen aufgenommen würde. Die Feier war schön, und man begab sich zur Familie von Klaus, um dort bei Kaffee und Kuchen den festlichen Anlass zu begehen. Die Mutter hatte den Kinderwagen mit dem Kleinen darin bei der Garderobe abgestellt, um schnell noch die letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Gäste kamen, sie legten ihre Mäntel ab, schnell war die Garderobe belegt. Da warf der erste achtlos seinen Mantel über den Kinderwagen, nicht achtend, dass der Kleine darin schlief. Der nächste tat es ihm nach, und ehe man es sich versah, stapelte sich ein ganzer Berg von Jacken, Mänteln und Pelzen auf dem Kinderwagen. Man saß schon beim Kaffee, da kam auch die Mutter zur Ruhe, wollte sich gerade setzen – und vermisste ihr Kind. Wo war es nur? Ach, bei der Garderobe. Es muss doch bei uns sein und mit feiern, als Hauptperson dieses Tages. Als sie vor dem Kinderwagen stand, der kaum mehr sichtbar war unter dem Kleiderberg, durchfuhr es sie wie ein Stich ins Herz. In panischem Schreck warf sie die Kleidungsstücke zu Boden. Friedlich lag es da, wie schlafend, doch – es war tot, erstickt.
Liebe Schwestern und Brüder,
eine so traurige Geschichte zum Fest der Freude, das Weihnachten doch nun einmal ist? Ich habe es gewagt, eine solche Geschichte zu erzählen in der Hoffnung, dass Sie verstehen, worauf ich mit ihr hinaus will. Dabei denke ich nicht einmal so sehr an die unsäglichen Begleiterscheinungen dieses Festes von Kitsch, Kommerz, Geschenkeflut, die nur zu oft als Abschlagszahlung für vorenthaltene Liebe und Zuwendung unterm Jahr herhalten muss, und, und, und. Dass in diesem ganzen Betrieb das Kind selbst, das Gotteskind schon längst tot ist, erstickt, zur absolut uninteressanten Nebensache geworden ist, weil es um ganz andere Interessen geht, gehört wohl zu den unvermeidbaren Übeln unserer Zeit.
Nein, in erster Linie geht es mir mit der Geschichte um uns selbst, die wir hier miteinander die Christmette feiern. Die Geschichte stellt eine Frage an uns alle; an mich, an jeden von uns. Nämlich die Frage: Lebt das Kind eigentlich in mir? Lebt es in meinem Leben? Hat es einen Platz in meinem Leben, und zwar in meinem alltäglichen Leben, nicht nur an Weihnachten!? Oder spielt es darin eigentlich keine Rolle, ist es für mich und mein Leben tot, erstickt an den Sorgen des Alltags, heute kurz erinnert, morgen schon wieder vergessen?
Gebet eines Gottsuchenden